Die Brustwirbelsäule

Die Brustwirbelsäule bildet die verbindende Mitte zwischen Hals- und Lendenwirbelsäule. Sie besteht aus 12 Wirbeln, an denen jeweils ein Rippenpaar ansetzt, welche sich vorne am Brustbein zusammenschließen und damit den Brustkorb bilden. Der Brustkorb bildet den Raum für das Herz und die Lungen.

In dem Bereich der Brustwirbelsäule dominieren nicht so sehr die Schmerzen, sondern es sind vielmehr Steifigkeiten und mangelnde Bewegungsmöglichkeiten, die für den Einzelnen oft aber unbewusst bleiben. Es existiert häufig keine gute Wahrnehmung für diesen Bereich. Je unbeweglicher die Brustwirbelsäule ist, desto mehr müssen Lendenwirbelsäule und Halswirbelsäule deren Steifigkeit ausgleichen und werden häufig überbelastet. Darum erscheint es wichtig bei Beschwerden der Hals- und Lendenwirbelsäule immer auch die Brustwirbelsäule mit einzubeziehen. Vor allem präventiv sollte die Brustwirbelsäule noch viel intensiver in Augenschein genommen werden.

Wirbelsäule mit Wirbelsäulenabschnitten

Sehr gut sieht man bei der nebenstehenden Zeichnung die Schwingungen der Wirbelsäule. Die Brustwirbelsäule ist in einer leichten Kyphosierung (gerundet), während Hals- und Lendenwirbelsäule sich in einer leichten Lordosierung (Hohlstellung) befinden. Die Brustwirbelsäule ist der längste Abschnitt der Wirbelsäule.

Sinnvoll ist es das Eingebundensein des Kreuzbeines im Becken mitdenken und den von den Rippen gebildeten Brustkorb.

Durch die Wirbelgelenke und durch die Bandscheiben hat die Wirbelsäule die vier Bewegungsmöglichkeiten zu beugen, strecken, wenig seitzuneigen und zu drehen. Im Bereich der Brustwirbelsäule sind diese Bewegungsausrichtungen, auch bedingt durch die Rippen etwas eingeschränkt.

Aus "Funktionelle Anatomie", Rohen
Brustwirbel mit ansetzenden Rippen am Wirbelkörper und am Querfortsatz. Gut nachvollziehbar ist, wenn sich die Stellung des Wirbels ändert, ändert sich auch die Stellung der Rippe.
Hier ist eine Rippe mit ihren befestigenden Bandstrukturen gezeichnet. Sie setzt an zwei Wirbeln an und geht über eine Bandscheibe

Indem sich die Brustwirbelsäule streckt, bekommt der Ansatz der Rippen mehr Raum und die Brustwirbelsäulenbeweglichkeit wie auch die Rippenbeweglichkeit wird verbessert. Durch die Streckung der Brustwirbelsäule werden die an den Wirbeln der Brustwirbelsäule gelenkig befestigten Rippen angehoben, der Brustkorb öffnet sich. Durch Anhebung des Brustkorbes, streckt sich die Brustwirbelsäule.

Die Brustwirbelsäulenbeweglichkeit und hier vor allem die Streckung hat ausgesprochen viele gesundheitliche Folgewirkungen. Die Streckung der Brustwirbelsäule wirkt förderlich auf Hals und Lendenwirbelsäule, auf die Hüftgelenke und durch die Statik auch auf die Knie. Weiterhin auf den Brustraum mit Herz und Lunge und damit auf die Atmung. Auf die Verdauungsorgane, den Magen und Pankreas aber auch auf den querverlaufenden Dickdarm. Weiterhin wirkt die Streckung, der Dehnung und Veränderung der Druckverhältnisse in Bauch- und Brustraum positiv auf den venösen Rückfluß und den Lymphfluss.

Schulmedizinisch noch vollkommen unerforscht ist die Belebung der Brustwirbelsäule, die durch die Anregung diesen gesamten Brustbereich wieder neu beleben kann. Dies erscheint gerade bei Brust- und Lungencarcinom ein unterstützender Ansatz zu sein. Heinz Grill hat seine Forschungen hierzu in der Broschüre „Gesunderhaltung des Brustorganismus“ niedergelegt.

Rotation und Seitneigung der BWS ist bei gestreckter Brustwirbelsäule besser möglich.

Die Streckung der Brustwirbelsäule (BWS) ist sehr wichtig.

  • Durch sie findet die Aufrichtung und die Öffnung des Brustkorbes statt. Für Lunge und Herz entstehen mehr Raum. Mit dem Anheben und der Öffnung ist das Bild einer Offenheit und Präsenz gegeben.
  • Durch diese Streckung können sich die Rippen freier bewegen, dies unterstützt eine freiere, fülligere Atmung. Das Atemvolumen wird vergrößert.
  • durch die Anhebung der Rippen, wird die Atemmuskulatur, vor allem das Zwerchfell und die Zwischenrippenmuskulatur in eine Art Vordehnung gebracht, so dass sie besser arbeiten können.
  • Der gesamte Schultergürtel liegt entspannter auf dem Brustkorb auf. die Muskulatur findet sich in einer idealeren Form der An- und Entspannung. Damit können die heute so häufigen Degenerationen in den Muskelsehnenansätzen (z. B. die Rotatorenmanschette) verringert werden.
  • Durch die Streckung der Brustwirbelsäule wird der untere Rücken entlastet. Die Muskulatur vom Becken, unterem Rücken und Unterbauch kommt in eine besseres Zusammenspiel und Gleichgewicht und kann besser eingreifen.
  • Indem das Becken sich besser positioniert, der Oberkörper sich anhebt und die Muskulatur sich entspannt, werden auch die Hüften entlastet. Die Beine bewegen sich freier.
  • Der Beckenboden wird spürbar von selbst nach oben gezogen. Dies wirkt einem Erschlaffen der Beckenbodenmuskulatur vor.
  • Magen und Pankreas, die vor allem für den Nahrungsabbau verantwortlich sind, werden entlastet und durch die Dynamik in diesem Bereich angeregt.
  • Die Leber, die am Zwerchfell angewachsen ist, wird mit dem Zwerchfell angehoben und entlastet somit den darunterliegenden Verdauungsraum. Weiterhin entsteht eine bessere Sogwirkung auf die Lymphe. Die Lymphe, die sich von den Beinen in der Cisterna Chyli sammelt, kann besser im Ductus thoracitus im, wegen seiner durch Lipide weißlichen Färbung genannten Milchbrustgang, nach oben abfließen.
  • Die Brustwirbelsäule bildet die Basis für die Halwsirbelsäule. Durch die Streckung der Brustwirbelsäule kommt die Halswirbelsäule in eine gesunde Position und auch der Kopf kann sich freier und leichter positionieren. Degenerationen in der Halswirbelsäule wird damit vorgebeugt.
  • Rotation und Seitneigung der BWS ist bei gestreckter Brustwirbelsäule besser möglich.
  • Die Rotation der Brustwirbelsäule ist leicht und frei nur bei einer gestreckten Brustwirbelsäule möglich. Sehr wichtig ist z. B. die Rotation in der Mitte der Brustwirbelsäule beim Gehen. Bei jedem Schritt findet hier eine Bewegung statt. Aber auch wenn wir beim Autofahren nach hinten schauen, geht es sehr viel leichter mit einer gestreckten Brustwirbelsäule. Ist diese nicht gestreckt, überlasten wir die Halswirbelsäule auf Dauer. Die Lendenwirbelsäule hat kaum Rotationsmöglichkeiten. Hier würden, wenn die Brustwirbelsäule zum Beispiel beim Gehen nicht rotiert Scherkräfte ansetzen, die mit der Zeit degenerative Veränderungen bewirken würden.
  • Die Seitneigung ist nur geringfügig, da die Rippen über eine Bandscheibe hinweg, an jeweils einem oberen und einem unteren Wirbelkörper ansetzen. Der Ansatz einer Rippe ist an zwei Wirbelkörpern und geht über eine Bandscheibe hinüber. Bei der Seitneigung kommt es auch zu einer Ausdehnung der Zwischenrippenmuskulatur und des Zwerchfelles, womit eine bessere Tätigkeit der Atemmuskulatur angeregt wird.
  • Die Beugung ist seltener beeinträchtigt. Denn der Brustkorb sinkt aufgrund der Schwerkraft in die Rundung. Deshalb kommt es bei den durch Osteoporose entstehenden BWS frakturen zur Rundrückenbildung. Häufiger wird versucht aus der Beugung in die Streckung zu kommen.