Allgemein wirken Bewegungen, wenn sie mit Ruhe, Tatkraft nicht zu langsam aber auch nicht zu hastig ausgeführt werden anregend auf die Gelenke und die Muskulatur. Heinz Grill empfiehlt geordnet und gezielt in eine Übung hineinzugehen und nach einer gewissen Haltedauer mit einer zügigen Bewegung die Übung zu verlassen. So kann ein Muskel seine natürliche Aufgabe ergreifen und ausführen.

Das sehr langsame Bewegen, wie z. B. im Stand den Oberkörper nach vorne hängen lassen und dann Wirbel für Wirbel den Körper wieder aufrichten, findet sich in den Übungsanleitungen von Heinz Grill nicht. Nicht dass man so eine Übung nicht einmal mit solch einer Idee ausführen könnte, aber in der allgemeinen Übungsweise findet sich so eine Anleitung nicht.

Die Wirbelsäule wird natürlich ausgedehnt und von der Muskulatur tatkräftig in einer weiten raumgreifenden Bewegung, bei leichtem Oberkörper, aufgerichtet. So werden die Bandscheiben sogar ausgedehnt und nicht gequetscht.

Waage mit der Ausdehnung im Raum

Die Muskeltätigkeit bleibt dabei von Leichtigkeit und einer gezielten Einsatzkraft geprägt, so dass eine spürbare Entfaltung möglich wird, während sich gleichzeitig die Sammlung in den Gelenken nicht verliert.

Die Leichtigkeit vor allem des Oberkörpers, hängt unmittelbar mit dem frei und gelöst fließenden Atem zusammen und dieser wiederum mit einem freien, objektiven Bewusstsein. Die zielgerichtete Aktivität ist verbunden mit einer klaren mentalen Vorstellung, von dem was oder wie etwas geschehen soll und hebt sich damit immer aus dem gewohnheitsmäßigen „Machen“ ab.

Die freie Atmung

In der Übungsweise nach Heinz Grill wird der Atem immer frei und leicht zugelassen. Dadurch bleibt, und das ist für die Physiotherapie von großem Wert, der Gesamttonus der Muskulatur in einem idealen Spannungsverhältnis. Entspannung und Anspannung können in idealen Verhältnissen nebeneinander im Körper bestehen.

Dieser Zusammenhang zwischen freier Atmung, die aus einem freien beobachtenden Bewusstsein entsteht und einem Eutonus in der Gesamtkörpermuskulatur ist bis heute noch nicht allgemein bekannt. Heinz Grill schreibt hierzu: „Ein gesunder Tonus, der weder zu hart noch zu weich das Gewebe belebt, wirkt im Allgmeinen heilsam auf den Bewegungsapparat und beugt frühzeitigen Abnützungserscheinungen und den so häufig überdurchschnittlichen bis hin zu brettharten Muskelspannungen vor. Der freie Atem mit gelösten und dennoch intensiven, bis zur Grenze des Möglichen geführten Bewegungen, bei Erhaltung eines beobachtenden Bewusstseins, entwickelt einen außerordentlich gesunden Gesamttonus im Körper.