Die Brustwirbelsäule bildet die verbindende Mitte zwischen Hals- und Lendenwirbelsäule. Sie fällt sehr selten durch Schmerzen auf. Auffallend ist aber, das die Brustwirbelsäule sehr häufig blockiert, unbeweglich, hart und dem Menschen nicht zugänglich ist. Die aufstrebende und ausdehnende Dynamik aus der Brustwirbelsäule ist für viele Menschen nicht möglich. Als ursächlich für viele Beschwerden bis hin zu Degenerationen im Hals- und Lendenwirbelsäulenbereich ist die Verhärtung der Brustwirbelsäule zu nennen.

Die Ausdehnung und Streckung der Brustwirbelsäule führt zu einer Anhebung des Brustkorbes und gibt das Bild eines offenen und präsenten Menschen. Diese Offenheit und Präsenz kann aber nicht nur rein körperlich entstehen, sondern beruht letztendlich auch auf einer seelischen Regsamkeit. Beides zusammen, die geeignete seelische, wie auch die körperliche Aktivität sollen in diesem Yoga angeregt werden.

Brustwirbelsäule gerundet,
Brustkorb zusammengesunken

Der zusammengesunkene Brustkorb scheint eine direkte Auffälligkeit in unserer Zeit zu sein. Keine aufrechte, gerade, lebenskräftige Brustwirbelsäule öffnet den Brustkorb nach vorne, sondern dieser scheint in sich selbst zurückzusinken. Diese fehlende Aufrichtekraft und Aufrichtedynamik, wie sie sich in dem nebenstehenden Bild zeigt, ist sicherlich mit die Ursache für die vielen Rückenprobleme. Der Mensch wirkt wie in sich selbst zurückgesunken. Keine Freude, kein Ziel, keine Faszination richtet ihn auf und öffnen ihn nach außen. Eine wichtige Unterscheidung ist dabei, dass mit dieser erstrebenswerten Öffnung nicht die soldatische Haltung gemeint ist , sondern eine natürliche Offenheit des Menschens sowie sein Interesse für die Außenwelt und den Mitmenschen.

Buddhastatue in aufrechter Haltung

Auffallend ist, dass wir hier im Westen, vor allem im kirchlichen Kontext beim Beten den Kopf neigen, die Schultern nach vorne ziehen und vermehrt zusammensinken. Während die klassische Meditation z. B. im Buddhismus aufrecht ausgeführt wird. Die demutsvolle Gebetshaltung des Westens entspricht dem klassischen Flexions- oder Beugemuster, aus dem man den Patienten oder Kursteilnehmer möglichst herausführen möchte. Vom Aspekt der gesunden Körperhaltung ist die aufrechte östliche Haltung der Kontemplation der westlichen Gebetshaltung vorzuziehen.

So gibt es in dem gesamten Bereich der Übungen von Heinz Grill nur den aufrechten und freien Menschen. Der, der die Fähigkeit hat, sich ruhig einer Sache gegenüberzustellen, sie zu erforschen und kennenzulernen. Es gibt aber nicht denjenigen, der sich kleiner macht oder der weniger wert ist.

Anatomie

Die Brustwirbelsäule bildet die verbindende Mitte zwischen Hals- und Lendenwirbelsäule. Sie besteht aus 12 Wirbeln, an denen jeweils ein Rippenpaar ansetzt, welche sich vorne am Brustbein zusammenschließen und damit den Brustkorb bilden. Der Brustkorb bildet den Raum für das Herz und die Lungen.

In dem Bereich der Brustwirbelsäule dominieren nicht so sehr die Schmerzen, sondern es sind vielmehr Steifigkeiten und mangelnde Bewegungsmöglichkeiten, die für den Einzelnen oft aber unbewusst bleiben. Es existiert häufig keine gute Wahrnehmung für diesen Bereich. Je unbeweglicher die Brustwirbelsäule ist, desto mehr müssen Lendenwirbelsäule und Halswirbelsäule deren Steifigkeit ausgleichen und werden häufig überbelastet. Darum erscheint es wichtig bei Beschwerden der Hals- und Lendenwirbelsäule immer auch die Brustwirbelsäule mit einzubeziehen. Vor allem präventiv sollte die Brustwirbelsäule noch viel intensiver in Augenschein genommen werden.

Wirbelsäule mit Wirbelsäulenabschnitten

Sehr gut sieht man bei der nebenstehenden Zeichnung die Schwingungen der Wirbelsäule. Die Brustwirbelsäule ist in einer leichten Kyphosierung (gerundet), während Hals- und Lendenwirbelsäule sich in einer leichten Lordosierung (Hohlstellung) befinden. Die Brustwirbelsäule ist der längste Abschnitt der Wirbelsäule.

Sinnvoll ist es das Eingebundensein des Kreuzbeines im Becken mitdenken und den von den Rippen gebildeten Brustkorb.

Durch die Wirbelgelenke und durch die Bandscheiben hat die Wirbelsäule die vier Bewegungsmöglichkeiten zu beugen, strecken, zu drehen und wenig seitzuneigen. Im Bereich der Brustwirbelsäule sind diese Bewegungsausrichtungen vor allem die Seitneigung durch die Rippen etwas eingeschränkt.

Aus "Funktionelle Anatomie", Rohen
Brustwirbel mit ansetzenden Rippen. Die Rippen 1-10 setzen am Querfortsatz(2), am Wirbelkörper (1) und noch am darüberliegenden Wirbelkörper an. Dadurch können sich die Rippen isoliert nur drehen. Alle anderen Bewegungen des Brustkorbes gehen immer mit einer Wirbelsäulenbewegung einher.

Indem sich die Brustwirbelsäule streckt, bekommt der Ansatz der Rippen mehr Raum und die Brustwirbelsäulenbeweglichkeit wie auch die Rippenbeweglichkeit wird verbessert. Durch die Streckung der Brustwirbelsäule werden die an den Wirbeln der Brustwirbelsäule gelenkig befestigten Rippen angehoben, der Brustkorb öffnet sich. Genauso wird aber durch die Anhebung des Brustkorbes oder des Brustbeines die Brustwirbelsäule gestreckt.

  • Die Streckung und die Brustwirbelsäulenbeweglichkeit allgemein hat ausgesprochen viele gesundheitliche Folgewirkungen. Um den Lesefluss zu gewähren habe ich diese unter dem Menüpunkt Anatomie aufgeführt. Die Streckung der Brustwirbelsäule wirkt förderlich auf Hals und Lendenwirbelsäule, auf die Hüftgelenke und durch die Statik auch auf die Knie. Weiterhin auf den Brustraum mit Herz und Lunge und damit auf die Atmung. Auf die Verdauungsorgane, v.a. den Magen und Pankreas aber auch auf den querverlaufenden Dickdarm. Weiterhin wirkt die Streckung, der Dehnung und Veränderung der Druckverhältnisse in Bauch- und Brustraum positiv auf den venösen Rückfluß und den Lymphfluss.

Schulmedizinisch noch vollkommen unerforscht ist die Belebung der Brustwirbelsäule, die durch die Anregung diesen gesamten Brustbereich wieder neu beleben kann. Dies erscheint gerade bei Brust- und Lungencarcinom ein unterstützender Ansatz zu sein. Heinz Grill hat seine Forschungen hierzu in der Broschüre „Gesunderhaltung des Brustorganismus“ niedergelegt. Unten bei Yoga finden Sie ein Zitat von Heinz Grill zu diesem Thema.

Rotation und Seitneigung der BWS ist bei gestreckter Brustwirbelsäule besser möglich.

  • Die Rotation der Brustwirbelsäule ist leicht und frei nur bei einer gestreckten Brustwirbelsäule möglich. Sehr wichtig ist z. B. die Rotation in der Mitte der Brustwirbelsäule beim Gehen. Bei jedem Schritt findet hier eine Bewegung statt. Aber auch wenn wir beim Autofahren nach hinten schauen, geht es sehr viel leichter mit einer gestreckten Brustwirbelsäule. Ist diese nicht gestreckt, überlasten wir die Halswirbelsäule auf Dauer. Die Lendenwirbelsäule hat kaum Rotationsmöglichkeiten. Hier würden, wenn die Brustwirbelsäule zum Beispiel beim Gehen nicht rotiert Scherkräfte ansetzen, die mit der Zeit degenerative Veränderungen bewirken würden.
Hier ist eine Rippe mit ihren befestigenden Bandstrukturen gezeichnet. Sie setzt an zwei Wirbeln an und geht über eine Bandscheibe
  • Die Seitneigung ist nur geringfügig, da die Rippen über eine Bandscheibe hinweg, an jeweils einem oberen und einem unteren Wirbelkörper ansetzen. Der Ansatz einer Rippe ist an zwei Wirbelkörpern und geht über eine Bandscheibe hinüber. Bei der Seitneigung kommt es auch zu einer Ausdehnung der Zwischenrippenmuskulatur und des Zwerchfelles, womit eine bessere Tätigkeit der Atemmuskulatur angeregt wird.
  • Die Beugung ist seltener beeinträchtigt. Denn der Brustkorb sinkt aufgrund der Schwerkraft in die Rundung. Häufiger wird versucht aus der Beugung in die Streckung zu kommen.

Krankheitsbilder

Fehlformen: Eine zu starke Ausprägung der natürlichen Schwingungen der Wirbelsäule wird im Bereich der Brustwirbelsäule als Rundrücken und im Bereich der Lendenwirbelsäule als Hohlkreuz bezeichnet. Sind beide Schwingungen verstärkt spricht man von einem hohlrunder Rücken. Ursache eines vermehrten Rundrückens kann auch der Morbus Scheuermann sein, der als eine Wachstumsstörung vor allem bei männlichen Jugendlichen vorkommt. Eine Aufhebung der Schwingungen wird als Flachrücken bezeichnet. Der Flachrücken führt häufig zu Bandscheibenvorfällen, da die elastischen Schwingungen eingeschränkt sind. Weicht die Wirbelsäule zur Seite spricht man von einer Skoliose. Diese führt häufig zu einer Verdrehung der Wirbel, so dass am Rücken eine Seite höher als die andere erscheint. Vor allem sichtbar ist das in der Vorwärtsbeuge, zum Beispiel bei der Kopf-Kniestellung. Dort erscheint dann eine Brustkorbseite höher als die andere. Alle diese genannten Formen können frühzeitige Degenerationen begünstigen.

Blockaden: Das Wort Blockade ist in der Physiotherapie sehr umstritten. Als Tastbefund ergibt sich ein oder mehrere nicht bewegliche Wirbel, die das natürliche durchgleitende Bewegungsspiel entschieden hemmen. Meist sind dabei die Wirbel- oder Rippengelenke nicht beweglich. Aus der Wahrnehmung und der Störung der Bewegung kann man doch von einer Blockade sprechen. Auch wenn man es physiologisch konkret anders benennt.

Osteoporose, führt gerade an der Brustwirbelsäule zu Einbrüchen in der Deckplatte des Wirbelkörpers. Durch die Stellung der Brustwirbelsäule ist vor allem die Vorderkante (die dem Bauch zugewandte Seite) sehr einbruchgefährdet. Durch den Einbruch einer Brustwirbelvorderkante folgt eine vermehrte Rundrückenbildung. Das ist schmerzhaft, führt aber meist nicht zu Irritationen des Rückenmarkskanales oder der austretenden Rückenmarksnerven. Bei der Osteoporose ist im Bereich der Brustwirbelsäule Vorsicht geboten. Dies ist bei Yogaübungen zu berücksichtigen. Zur Entstehung der Osteoporose finden sie auch Ausführungen in dem Artikel über Physiologie und Pathologie des Stütz- und Bindegewebes.

Physiotherapie

Der Trapezmuskel
Manualtherapeutische, mobilisierende Behandlung der Brustwirbelsäule und der Rippenansätze

Die Brustwirbelsäule wird in der Physiotherapie meist mit mobilisierenden Maßnahmen behandelt, sowie mit Kräftigung der Muskulatur. Wichtig ist entlang der Wirbelsäule, der lange Rückenstrecker, der oberflächlich verlaufende Trapezmuskel, der von unten kommende Lattisimus und zwischen den Schulterblättern die Rhomboideen. Gedehnt wird vor allem der Pectoralismuskel. Dieser zieht vom Brustbein zum Oberarm. Zur Mobilisierung der Brustwirbelsäule werden Techniken, wie z. B. die Manuelle Therapie eingesetzt und Übungen aus dem Viefüßlerstand. Aber auch mit Hilfsmitteln wird die Brustwirbelsäule unterlagert.

Übung mit dem Theraband
Der Goldfisch, Übung aus der funktionellen Bewegungslehre nach Klein-Vogelbach
Am Gerät. Extension und Flexion.

Hier eine Übung aus der funktionellen Bewegungslehre mit dem Pezziball. Der Pezziball war wie das Theraband über Jahre hinweg ein wichtiges Trainingsmittel, bis es von den größeren Geräten in seiner Bedeutung abgelöst wurde.

Yoga

Die Spannungsverteilung Die Beine geben Festigkeit und Halt, der Schultergürtel ist entspannt und die Dynamik ist in der Mitte der Wirbelsäule ungf. auf Höhe des 9./ 10. Brustwirbels angesetzt.

Die Brustwirbelsäule nimmt in dieser Yogaübungsweise eine wichtige Rolle ein. Die Gliederung des Körpers ist dabei wichtig. Der Bereich der Lendenwirbelsäule und des Beckens wird durch die statische Haltearbeit gekräftigt und durch die Streckung der Brustwirbelsäule mehr entlastet. Der Bereich der Halswirbelsäule wird in Ruhe gelassen. Die Brustwirbelsäule aber wird regelrecht neu durchgestaltet.

Präventiv erscheint dieser Yoga mit seiner intensiven, aber immer bewussten Arbeit an der Brustwirbelsäule zukunftsweisend für eine gesunde Wirbelsäule.

In der Broschüre, „Gesunderhaltung des Brustorganismus“ die aus Vorträgen zu diesem Thema entstanden ist, und eine Übungsreihe enthält, stellt Heinz Grill die Frage nach der Belebung der Brustwirbelsäule. Hier ein Zitat aus dieser Broschüre: „ Diese empfindsame Betrachtung (der Brustwirbelsäule) führt, wenn sie durch Imaginationen und klare Gedanken geleitet ist, zu einem bewussten Erleben der Körperpartien. Sie führt zu einem befreienden Umgehen mit den normalerweise schwer zugänglichen, mittleren Wirbelsäulenabschnitten und trägt auf ganzheitliche, also auf seelische und geistige Weise, zur Heilung bei.“ In der Broschüre sind Beispiele und eine ganze Übungsreihe enthalten, die zur Prävention dienen aber auch schon bei fortgeschrittenen Einschränkungen wieder zu einer lebendigen über das rein körperliche hinaus, empfindbaren Brustwirbelsäule führen können.

In der Übungsweise wird der Schultergürtel immer entspannt gehalten und der Atem leicht und frei. Durch diese zwei grundlegenden Dinge, wird die Brustwirbelsäule immer mit einer Achtsamkeit, Bewusstheit und klar gezielten Aufmerksamkeit bewegt. Der Ansatz der Aktivität wird bewusst gesetzt.

Die Rippen 6-10 setzen mit einer gemeinsamen Knorpelspange am Brustbein an. Wird der unterste Rippenwinkel angehoben, entspricht das einer Aktivierung vom 10. Brustwirbel aufwärts.

Die leichte gelöste Anhebung der Arme in die Senkrechte bewirkt eine vermehrten Streckung der Brustwirbelsäule. Dadurch kann sich der aufrichtende Kraftansatz aus dem Bereich des 10. Brustwirbels sich weiter nach oben fortsetzen.

Auch die Leichtigkeit des Oberkörpers, die durch das Loslassen und den freien Atem entsteht, lässt die Ausdehnung aus der Mitte des Körpers leichter zu.

Ein dritter Bereich ist der gute Halt im Beckenbereich. Wäre dieser und der spannkräftige Ansatz aus der Mitte des Rückens nicht der Fall, wäre keine dauerhafte Entspannung im Schulter-Nackenbereich möglich.

In einer mittleren Position werden die Arme geöffnet, um den Brustkorb besser anheben zu können. Der Schultergürtel und die Arme bleiben leicht.
Beginn: Kopf-Kniestellung Ausdehnung aus der Mitte des Rückens, bei entspannten Schultern

Bei vielen Übungen wird hier die Ausdehnung aus dem Bereich des 10. Brustwirbels betont. Diese findet man so betont in den wenigsten Übungsweisen, wie Yoga, Rückenschule oder sonstige gymnastische Übungsansätze.

Drehsitz mit weiter Armstreckung

Beim Drehsitz wird die Streckung zu Beginn betont, um dann in die Drehung mit gestreckter Wirbelsäule zu kommen.

Das Dreieck, der Brustkorb wied über den Beckenkamm gehoben.

Bei der Seitneigung wird bewusst der Brustkorb angehoben und dann die Brustwirbelsäule in die Länge gestreckt.

Gerade das Rückwärtsbeugen wäre geeignet die Brustwirbelsäule zu mobilisieren. Dieses wird aber teilweise im Yoga immer mehr verpönt, da man Sorge hat die Lendenwirbelsäule zu sehr zu stauchen und Überzubelasten und ihr damit Schaden zuzufügen. Diese Sorge kann durchaus berechtigt sein. Dadurch ergibt sich eine Gegenbewegung, dass das Rückwärtsbeugen hauptsächlich in den Knien erfolgt und Oberschenkel, Becken und Rücken mehr eine gerade Linie einnehmen. Hier ist der Nachteil, dass die Brustwirbelsäule kaum erreicht wird. Beide Bewegungen, das Abknicken in der Lendenwirbelsäule und das Geradehalten des Rückens mit vermehrter Beugung der Knie führt nicht zu einer Durchgestaltung der Brustwirbelsäule mit den wertvollen gesundheitlichen Wirkungen. In der Übungsweise aus dem neuen Yogawillen, wird aber vor allem der Ansatz in der Mitte der Wirbelsäule genommen, der Brustkorb angehoben und damit der untere Rücken sogar ausgedehnt und entlastet und die Brustwirbelsäule durchgearbeitet.

Drei verschiedene Formen einer Vorübung Kamels. Durch die Streckung der Arme ist die Brustwirbelsäule bei allen Übungen miteinbezogen.

Übung mit vermehrter Kniebeugung, wenig Bewegung in der WS
Aktivität und Streckung erfolgt vor allem aus dem unteren Rücken. Die Hohlkreuzstellung ist sichbar.

Aktivität aus der Mitte der WS. Dadurch Entlastung der LWS, Die Brustwirbelsäule wird viel intensiver als bei den anderen zwei Beispielen ergriffen und sehr aktiv mobilisiert und durchgearbeitet.

Dieser Ansatz erscheint mir für einen Yoga, der auch auf körperlicher Ebene tiefe Verwandlungsprozesse vollzieht, zukunftsweisend. Auch für die Physiotherapie ist dieser Ansatz, der bei den erkrankten Menschen in einfacheren Formen langsam erarbeitet werden muss, wegweisend. Für Präventionskurse wie Rückenschule oder Rehasport, scheint es mir sinnvoll die Gliederung des Körpers mit den Grundlagen miteinzubeziehen. In den vielen gymnastischen Übungstunden die heute Deutschlandweit angeboten werden, könnte man diese einfache Gliederung und die Grundlagen dazu mit einbeziehen. Auch für Jugendliche wäre dieser, erstmal körperbezogene Ansatz geeignet.

Die obere BWS

Die obere Brustwirbelsäule ist maßgeblich an der Gesundheit der Halswirbelsäule beteiligt. Von der gelösten Halswirbelsäule abwärts beginnt die festere und stabilere Brustwirbelsäule, mit ihren daran ansetzenden Rippen. Während die Halswirbelsäule durch die Yogaübungen nicht zielgerichtet gedehnt oder mobilisiert wird, sollte die obere Brustwirbelsäule, die ja maßgeblich für die Stellung des Halses und des Kopfes verantwortlich ist, sehr wohl mobilisiert werden.

Die Gelöstheit im Schultergürtel hängt eng mit der Streckung der Brustwirbelsäule und explizit auch mit der oberen Brustwirbelsäule zusammen.

Beginnend von der obersten Rippe kann sich der Brustkorb mit dem Brustbein und den Schlüsselbeinen anheben und gleichzeitig streckt sich die oberste Brustwirbelsäule mit. Angehoben wird die oberste Rippe vor allem durch die Scalenusmuskulatur. Diese zieht seitlich von den Halswirbeln zur ersten und zweiten Rippe. Die tiefe Nackenmuskulatur, ist wie ein Gegenspieler dazu. Dies sind kleine Muskelzüge, die von Halswirbelsäule und den obersten Wirbeln bis zum Hinterhauptsbein am Hinterkopf ziehen. Dieses Zusammenspiel bewirkt, dass die Brustwirbelsäule von oben her kommend aufgerichtet wird.

Übungsbeschreibung:

Eine Yogaübung, die zur Mobilisierung der oberen Brustwirbelsäule sehr geeignet ist, ist die Übung der Fisch. Hier fällt vor allem die differenzierte Vorgehensweise auf, die einer differenzierten Halswirbelsäulenmuskulatur und der feinen Wahrnehmungsfähigkeit im Bereich der Sinne aber auch der Schlüsselbeine entspricht.

Beim Fisch wird sehr konkret die Brustwirbelsäule nach oben angehoben. Erst wenn das in ausreichendem Maße gelingt, wird der Kopf, wie in einer ausfließenden Verlängerung in den Nacken gelegt. Becken und Beine bleiben in der Form sind aber entspannt. Häufig versucht man von unten, vom Lendenbereich aus mit der Streckung zu beginnen. Diese Aktivität wir hier aber vermieden. Sehr zentriert wird die Spannung zwischen den Schulterblättern aktiviert. Der wichtigsten Muskeln sind hierzu die Rhomboideen und der mittlere Teil des Trapezmuskels. Diese Muskeln ziehen von der Innenkante der Schulterblätter zu den Dornfortsätzen. Die Körpervorderseite mit Brustbein und Schlüsselbeinen werden weit geöffnet und gedehnt, während sich die Brustwirbelsäule im mittleren und oberen Bereich zentriert und durch diese Zentrierung nach oben hin angehoben wird.

Wir haben eine sehr differenzierte Spannungsverteilung im Fisch, die eine besondere Wachheit und Aufmerksamkeit braucht. Diese entspricht auch vermehrt dem oberen sensibel gestalteten Bereich. Je wacher und aufmerksamer ein Mensch ist, desto offner ist er nach außen, ohne sich aber in der Außenwelt zu verlieren.

Der Fisch, die Mobilisierung der oberen Brustwirbelsäule

Der Fisch ist eine Übung bei der die Halswirbelsäule sehr bewusst einbezogen und erlebt wird. Der Kopf wird ganz bewusst nach hinten abgelegt. Hier benötigt es vor allem die intensive Durchstreckung der oberen und mittleren Brustwirbelsäule, um die Halswirbelsäule wie in einer gelösten, sich aus der Brustwirbelsäulenspannung fortsetzenden Bogenform nach unten sinken zu lassen. Ist diese Durchstreckung der Brustwirbelsäule nicht möglich, muss die Halswirbelsäule abknicken. Einer gesunden Halswirbelsäule schadet das nicht. Wenn aber Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule vorhanden sind, muss sehr sorgfältig die Brustwirbelsäule vor allem in ihrem oberen Bereich aktiviert werden, um die Halswirbelsäule zu entlasten.

Sehr schön beschreibt diese Art einer differenzierten Anspannung Heinz Grill auf seiner Seite. „…..der Brustkorb wölbt sich mit dem Brustbein in die weitest mögliche Durchwölbung und der Kopf fällt in der Fortsetzung schließlich nach hinten zurück in den Nacken und vollendet diese, nach aufwärts gerichtete Bogenspannung, indem der Scheitel den Boden berührt. Das Kiefer, das Gesicht und sogar der Nacken bleiben relativ entspannt. Die intentionierte Dynamik findet am vortrefflichsten in der Mitte der Brustwirbelsäule und zwischen den Schulterblättern mit einer starken Durchstreckung der einzelnen Wirbelsegmente statt. In der Fortsetzung dieser Spannung gleitet der Nacken und Hals bis zum Scheitel in die Bogenwölbung. Er gleitet im Anschluss an die Dynamik weiter, ohne sich aus eigener Kraft durchzuwölben. “ Je besser der Übende versucht diese Spannungsverteilung sich so bildhaft und genau als möglich vorzustellen, desto besser wird er sie in der Übung umsetzen können und den Nacken wirklich in einer freien fortgesetzten Wölbung ablegen können.