Die Halswirbelsäule ist der feinste und leichteste Anteil der Wirbelsäule und damit auch der empfindsamste. Die Wirbel sind sehr fein. Die Dornfortsätze sind gefiedert, die Querfortsätze mit einer Öffnung durchbrochen. Der Hals ist im Verhältnis zu den anderen Rumpfanteilen sehr schmal. Die Halswirbelsäule trägt den Kopf. Muskulär steht die Halswirbelsäule in enger Verbindung mit dem Schulterregion und dem Kopf. Die so sehr häufigen Verspannungen in diesem Bereich kann nach oben zu Kopfschmerzen führen und nach unten zu Schulterbeschwerden und Mißempfindungen in den Armen. Weiterhin können Verspannungen in diesem Bereich zu Einschränkungen der Beweglichkeit der oberen Brustwirbelsäule und der Möglichkeit die oberen Rippen anzuheben, führen. Häufig setzen sich die Beschwerden bis ins Becken fort.

Anatomie und Physiologie

Hier sieht man die freistehende Halswirbelsäule im Verhältnis zum Brustkorb und Kopf.

Die Halswirbelsäule hat 7 Wirbel. Die Bänder und die umgebende Muskulatur ist von der Anlage so, dass der Kopf oben gehalten werden kann und so fein ausgesteuert und bewegt werden kann, dass der Radius der Sinne, vor allem die der Augen, sich erweitern kann. Auch die Gestik des Kopfes, wie z. B. Kopfschütteln oder Nicken erfordert eine besondere fein und genau abgestimmte Beweglichkeit. Die Halswirbelsäule ist von allen Wirbelsäulenabschnitten der beweglichste aber auch der empflichste.

Auch die Art, wie wir mit den Sinnen nach außen schauen, wirkt unmittelbar auf die Bewegung der Halswirbelsäule. Je wacher, bewusster, aufmerksamer, ruhiger wir unsere Sinne zu den Objekten führen, desto freier wird die Muskulatur den Kopf bewegen und tragen. Genauso wirkt die Aufmerksamkeit auf die gesamte Wirbelsäulenaufrichtung. Die bewusste, wache, klare Teilnahme am Leben, lässt uns den Kopf mit den Sinnen erheben und wirkt damit unmittelbar auf die Muskulatur des Halses und nachfolgend auf die Brustwirbelsäule. So kann die Aufrichtung auch im Kopf beginnen.

Das Aufrichten und Leichtwerden im oberen Bereich entlastet spürbar den unteren Rücken und die gesamte Beckenregion. Damit kann dieser Bereich wieder freier zu Aktivität und Haltekraft kommen und eine stabile Basis bilden. Von dieser Basis ausgehend können auch aufstrebenden Kräfte erfolgen, die die Loslösung von Schulter- und Nackenbereich unterstützen. Die Loslösung oben und die Stabilität und Festigkeit unten bedingen sich. Bei der Brustwirbelsäule ist das erklärt beim Ansatz des Yoga. hier

Wirbel von HWS, BWS und LWS sowie 1. Halswirbel (Atlas)

Die Wirbelkörper der Halswirbelsäule, sind wie auf dem Bild sichtbar, viel kleiner wie die des Lendenwirbels. Sie tragen weniger Druck und sind mehr für die Beweglichkeit verantwortlich. Der Rückenmarkskanal ist im Verhältnis zum Wirbelkörper größer. In der Lendenwirbelsäule ist das Verhältnis umgekehrt.

Atlas, 1. Halswirbel

Der erste Wirbel mit Namen Atlas, trägt den Kopf. Er besteht nur aus einem Knochenring und hat zwei Gelenkflächen, auf dem der Kopf ruht. In diesem Gelenk (Atlantooccipitalgelenk) ist vor allem eine Vorwärts- und Rückbeuge möglich. Zum zweiten Wirbel, genannt Axis, existiert keine Bandscheibe. Dieser hat eine Art Zahn (Dens Axis), der in den Knochenring des Atlas hineinragt und durch ein Band gegen das Rückenmark abgesichert ist. Dieser Knochenvorsprung, Dens Axis, bildet die Achse, um den ein Teil der Rotation des Kopfes stattfindet.

Die Gelenkflächen Wirbelgelenke der Halswirbelsäule erlauben eine Bewegung nach allen Richtungen, Beugen, Strecken, Seitneigen und Drehen. Mit den Besonderheiten von Atlas und Axis ist die Halswirbelsäule damit der beweglichste Wirbelsäulenabschnitt.

Ein kräftiges Band, das Nackenband an der Rückseite der Halswirbelsäule (Ligamentum nuchae) federt die Beugebewegung des Kopfes ab.

Die von der Wirbelsäule austretenden Nerven (Spinalnerven) verbinden sich außerhalb zu Nervengeflechten und fügen sich neu zu spezifischen Nerven zusammen. Von den oberen vier Halswirbeln kommen die Nerven, die das Halsgeflecht (den Plexus cervikalis) bilden und die vor allem die Hals Region versorgen. Aus diesem Geflecht entspringt der Nerv, der das Zwerchfell innerviert (Nervus phrenicus). Aus den austretenden Nerven der unteren Halswirbel bildet sich das Armgeflecht (der Plexus brachialis), in dem sich die Armnerven neu mischen.

Eine weitere beachtenswerte Sache ist, dass eine Arterie (A. vertebralis) durch Öffnungen der Querfortsätze der Halswirbel 6 – 1 zieht. Diese versorgt, wie auch die A. Carotis (Halsschlagader) das Gehirn.

Der siebte Halswirbel hat einen längeren Dornfortsatz als die anderen Halswirbel. Deshalb steht er am Rücken etwas vor. Sein Name heißt entsprechend Prominens (der Hervorspringende).

Wir sehen an der Halswirbelsäule im Vergleich zu den anderen Wirbelsäulenabschnitten, dass es hier mehr Varietäten gibt.


Bild bei den Körperwelten aufgenommen.
Der helle Rand links ist vom Trapezmuskel. Man sieht wie dünn er ist. Der längliche runde Muskel, nahe am Kopf ist der M. Sternocleidomastoideus.

Es gibt verschiedene Muskeln. Die Muskeln des Halses sind entweder mit dem Kopf, Rippen, Schulterblätter oder Brustbein verbunden. Rückenwärts gewandt, liegen der tiefliegende M. Longissimus mit seinen Kop- und Halsanteilen. Er verläuft bis zum Hinterhaupt. Darüber liegt der Schulterblatthebermuskel (M. Levator Scapulae), er wird in einigen Veröffentlichungen, als der meist verspannte Muskel bezeichnet. Ganz an der Oberfläche liegend, ist der Trapezmuskel. Er verläuft vom Hinterkopf, Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule kommend zu den Schlüsselbeinen und Schulterblättern. Er ist vor allem verantwortlich für die Stellung des Schulterblattes und damit für die Bewegung der Arme.

Der vom Hinterhaupt kommende M. Sternocleidomastoideus zieht nach vorne zum Brustbein und Schlüsselbein. Er neigt den Kopf zur gleichen Seite und dreht zur gegenüberliegenden Seite. Sein schräger Verlauf von oben hinten nach vorne unten ist am Hals sehr gut sichbar. Die an den Querfortsätzen der Halswirbelsäule entspringenden M. Scaleni, ziehen zur ersten und zweiten Rippe und heben diese an. Damit gehören sie zur Atemhilfsmuskulatur und haben einen wichtigen Anteil bei der Anhebung des Brustkorbes im oberen Bereich, sowie bei der damit einhergehenden Streckung der oberen Brustwirbelsäule.

Krankheitsbilder

Das auffälligste Krankheitszeichen in diesem Bereich ist die Verspannung. Ein verspannter Schulter-Nackenbereich ist kein gesundheitlich ideales Verhältnis. Tausende von Therapeuten versuchen weltweit dieses Phänomen der verspannten Schulter-Nackenmuskulatur zu lindern. Ohne wirklichen Erfolg. Vor allem die westliche Welt leidet unter der Verseuchung mit einer verspannten Schulter-Nackenmuskulatur. Oft sind sogar schon Kinder verspannt. Symptome sind Nackenschmerzen, Kopfschmerzen. Durch die andauernde Spannung in der Muskulatur wird diese, wie auch die Sehnen für Degenerationen anfällger. Die häufige Rotatorenmanschettenruptur kann sicherlich in einem ursächlichen Zusammenhang mit den Verspannungen im Schulter-Nackenbereich gesehen werden. Die Nerven für die Arme ziehen z. B. durch die sogenannte Scalenuslücke. Sind diese Muskeln verspannt, kann das für eine Irritation der Armnerven sorgen. Dauerhafte Verspannungen führen zu Arthrose der Halswirbelgelenke und der Schultergelenke. Dauerhafte Verspannungen ermüden und erzeugen das Gefühl der Abgeschlagenheit.

veröffentlicht von Fotograf prspics, Mitglied bei Piqsa

Ursächlich kann sicherlich unsere Lebensweise angesehen werden. Gerade wenn der Kopf viel gesenkt gehalten wird, z. B. wenn man auf sein Smartphone schaut, kann es eher zu Verspannungen kommen. Wenn, was ja sehr häufig ist, die Brustwirbelsäule nicht aufgerichtet ist hier, muss der Mensch die Halswirbelsäule abknicken, um nach vorne schauen zu können. Beides führt zu Überbelastung, zu Verspannungen in der Schulter-Nackenmuskulatur und auf Dauer zu Degeneration der Muskulatur und der Sehen, Gelenke und Knochen.

Physiotherapie

Dehnung des oberen Anteiles des Trapezmuskels

In der Physiotherapie arbeitet man zum einen lösend. Man löst die Spannungen und Blockaden auf. Schulter- und Nackenbereich ist der am häufigsten verspannte Bereich des Rückens. Hier kommen vor allem Wärme und Massagen zum Einsatz. Auch manuelle Techniken zum Lösen der Blockaden, Traktionen am Kopf und zum Dehnen der Muskulatur werden angewendet. Zum anderen gibt es viele Übungen um die Halsmuskulatur und Schulter-Nackenmuskulatur zu kräftigen. Klassische Übungen, um die Halswirbelsäule aus ihrer Überstreckung zu bewegen, sind z. B. das „chin in“. Dabei wird das Kinn in gerader Linie nach rückwärts geschoben, was zur Folge hat, dass damit die Halswirbelsäule in die Länge geschoben wird.

Yoga

Die Beine geben Halt, oben ist es gelöst und der Brustkorb wird aktiv angehoben.

Im Neuen Yogawillen oder der Neuen Yogaempfindung wird der Bereich der Halswirbelsäule und der damit verbundenen Schulter-Nackenmuskulatur vor allem gelöst. Das Loslassen des Schulter-Nackenbereiches ist ein maßgebliche Angabe bei allen Übungen. Dieses steht unmittelbar auch mit einem freieren Atem und einem freieren Bewusstsein in Beziehung. Auch bei angehobenen Armen wird erlernt die Schulter-Nackenmuskulatur im wahrsten Sinne des Wortes „Loszulassen“. Das Loslassen im Schulter-Nackenbereich kann nur gelingen, wenn an einem anderen Ort des Körpers ein Halt besteht. In der Dreigliederung des Körpers, haben wir den Halt in den Beinen, dadurch kann die Schulter-Nackenpartie viel leichter entspannt werden. Aus dieser differenzierten Entspannung und Spannung kann dann entspannt und leicht die Brustwirbelsäule in Ihre Ausdehnung aktiviert werden. Wird die BWS aktiviert, kann die Halswirbelsäule sich sehr viel besser und freier positionieren und auch die Muskeln von Hals und Kopf kommend, können entspannter an Schulterblättern, Schlüsselbeinen und Rippen ansetzen. Diese ideale Position ist mit eine Vorraussetzung für eine gesunde Schulter-Nackenmuskulatur.

Der Fisch

Der Fisch ist eine Übung bei der die Halswirbelsäule sehr bewusst einbezogen und erlebt wird. Der Kopf wird ganz bewusst nach hinten abgelegt. Hier benötigt es vor allem die intensive Durchstreckung der oberen und mittleren Brustwirbelsäule, um die Halswirbelsäule wie in einer gelösten, sich aus der Brustwirbelsäulenspannung fortsetzenden Bogenform nach unten sinken zu lassen. Ist diese Durchstreckung der Brustwirbelsäule nicht möglich, muss die Halswirbelsäule abknicken. Einer gesunden Halswirbelsäule schadet das nicht. Wenn aber Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule vorhanden sind, muss sehr sorgfältig die Brustwirbelsäule vor allem in ihrem oberen Bereich aktiviert werden, um die Halswirbelsäule zu entlasten.

Wir haben eine sehr differenzierte Spannungsverteilung im Fisch, die eine besondere Wachheit und Aufmerksamkeit braucht. Diese entspricht auch vermehrt dem oberen sensibel gestalteten Bereich. Je wacher und aufmerksamer ein Mensch ist, desto offener ist er nach außen, ohne sich aber in der Außenwelt zu verlieren.e

Sehr schön beschreibt diese Art einer differenzierten Anspannung Heinz Grill auf seiner Seite. „…..der Brustkorb wölbt sich mit dem Brustbein in die weitest mögliche Durchwölbung und der Kopf fällt in der Fortsetzung schließlich nach hinten zurück in den Nacken und vollendet diese, nach aufwärts gerichtete Bogenspannung, indem der Scheitel den Boden berührt. Das Kiefer, das Gesicht und sogar der Nacken bleiben relativ entspannt. Die intentionierte Dynamik findet am vortrefflichsten in der Mitte der Brustwirbelsäule und zwischen den Schulterblättern mit einer starken Durchstreckung der einzelnen Wirbelsegmente statt. In der Fortsetzung dieser Spannung gleitet der Nacken und Hals bis zum Scheitel in die Bogenwölbung. Er gleitet im Anschluss an die Dynamik weiter, ohne sich aus eigener Kraft durchzuwölben. “ Je besser der Übende versucht diese Spannungsverteilung sich so bildhaft und genau als möglich vorzustellen, desto besser wird er sie in der Übung umsetzen können und den Nacken wirklich in einer freien fortgesetzten Wölbung ablegen können.